„Worauf sollte ich noch warten…“
…waren die Worte unseres Schützenkönigs aus 2023, Boris Gervelmeyer, angesprochen auf seinen spontanen Entschluss im letzten Jahr den Vogel zu schießen. „Diese spontane Idee hatte den Hintergrund, positive Erinnerungen für uns und unsere Familie zu schaffen.“ Steht im Grußwort der Broschüre zu unserem Schützenfest 2024. Und auch unserem neuen Schützenkönig wurde gesagt „Worauf warten …“ aber darauf kommen wir zum Ende dieses Berichtes nochmal zurück.
Zusammen mit den Kameraden der Soldatenkameradschaft haben wir auf bestes Wetter am Samstag gehofft, um unser Schützenhochamt auf dem frisch renovierten Ehrenmal stattfinden lassen zu können. Alle unsere Gebete wurden erhört, bei sonnigem, warmem Wetter feierten wir mit unserem Präses Stefan Siebert und Diakon Josef Levermann einen sehr feierlichen Festauftakt am Ehrenmal. Nach der zurückliegenden Fußball EM in Deutschland und den bevorstehenden Olympischen Sommerspielen in Frankreich ging Präses Siebert in seiner Predigt auf den Ursprung der Farben unserer Nationalflagge und deren Bedeutung ein. So stehe, in seiner Definition, die Deutschlandfahne in diesen Wochen in keiner Konkurrenz zu den Schützenfesten. Die Farben schwarz-rot-gold sind eher eine Bereicherung für mehr Einigkeit, mehr Leidenschaft und innerem Reichtum im Leben[i]. Er habe sich sehr daran erfreut, mit welcher Freude, Ausgelassenheit, Selbstverständlichkeit und vor allem Friedfertigkeit die Deutschlandfahnen geschwungen wurden. In der Vergangenheit war das doch eher nicht der Fall, was wahrscheinlich auch mit unserer deutschen Geschichte zu tun hat. Schön, dass es heute anders ist und sein kann.
Nach der anschließenden Kranzniederlegung, in Gedenken an die Gefallenen und Vermissten aus unseren drei Ortschaften während der beiden Weltkriege sowie den Opfern der derzeit geführten Kriege weltweit führte Oberst Manfred Dünnebacke den Festzug zur Vogelstange. Hier sorgten dann ein paar kräftige Jungschützen dafür, dass „Ernst Stavro Blofeld – der Reiher vom Rehberg“ in seinem Kugelfang heraufgezogen wurde um Samstag und Sonntag über Stockum wache zu halten und am Montag dazu diente unserer Schützenbruderschaft einen neuen König zu bescheren.
In der Hubertushalle folgten die obligatorischen Ehrungen unserer langjährigen Mitglieder und des Jubelkönigpaares von vor 40 Jahren, Hubert und Ursula Krämer. Als einer der treuesten Mitglieder wurde unser Mitglied des Ältestenrats und ehemaliger Hallenwart Edmund Krengel für 65 Jahre Vereinstreue geehrt. Leider konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein, aber im Vorfeld wurde ihm in einer gemütlichen Runde sein Orden verliehen. Ebenfalls schon 65 Jahre Mitglied ist unserer ehemaliger Ortsvorsteher und auch langjähriger Musiker Josef Krengel. Josef konnte von uns am Stangenabend geehrt werden. Neben Rolf Betzinger Senior, Paul Bültmann, Bernfried Tigges und Friedhelm Willecke erhielt Ehrenoberst Elmar Nagel einen Orden für 60jährige Vereinstreue. Bei den vielen 50jährigen und 40jährigen Vereinsmitgliedern fanden sich auch einige aktuelle Vorstandsmitglieder wieder. Abgerundet wurden die Ehrungen dann noch mit den Jubilaren für 25jährige Mitgliedschaft. Den Schützenorden für Verdienste um das Schützenwesen erhielten die Vorstandsmitglieder Kevin Rickert und Adjutant Hendrik Pieper. Für besondere Verdienste wurde Andreas Ebel mit einem Orden ausgezeichnet.
Die Stockumer Musikanten schafften es dann wieder einmal mit aktuellen und älteren Hits die anwesenden Königspaare auf die Bühne zu holen und die Tanzfläche zu füllen. Bis ca. 3 Uhr in der Früh wurde ausgelassen gefeiert und getanzt. Auch wenn uns ein paar Gäste weniger als im letzten Jahr besuchten war der Stangenabend sehr stimmungsvoll und harmonisch. Die Musiker des Stockumer Musikvereins waren dann, nach einer kurzen Augenpflege, auch ab 6 Uhr wieder bereit um zusammen mit Adjutant Hendrik die Dorfbewohner und Gäste mit der Reveille zu wecken und auf den Sonntag einzustimmen. Da kann man nur den Hut vor ziehen.
Für den feierlichen Sonntag, der Tag auf den das Königspaar sich ein Jahr lang freuen darf, hat der Vorstand die Schützenhalle und den Vorplatz nach dem gelungenen Stangenabend wieder bestens hergerichtet. So konnten wir pünktlich um 14 Uhr aus der Halle marschieren um unser Königspaar mit Hofstaat abzuholen. Aber nicht nur Königspaar und Hofstaat wurden bei Gervelmeyer’s zu Hause abgeholt, sondern auch das 40jährige Jubelkönigspaar, Hubert und Ursula Krämer und das neue Horridux-Königspaar Butrint Ibrahimi mit Valerie Bitter. Ein wieder einmal beeindruckender Festzug zog dann durch die Stockumer Straßen und das liegt auch an unseren Horridux-Schützen. Es ist immer ein tolles Bild welches unsere Jungschützen sonntags abgeben mit ihren schwarzen Hosen und weißen Hemden. Königspaar, Hofstaat, Jubelkönigspaare, Vorstand, ehemalige Könige, Schützenbrüder und Jungschützen machen es sonntags und montags nötig, das mit dem Tambourkorps Oelinghauser Heide, unserer Festmusik aus Endorf und dem Musikverein Allendorf drei Musikkapellen uns (und das in Dreierreihen) bei den Festzügen den Takt vorgeben müssen. Man stelle sich das mal vor, wenn wir in Zweierreihen marschieren würden … .
In der Hubertushalle folgte dann noch der Königs- und der Kindertanz. Der Hofstaat überraschte dann später noch das Königspaar mit einem Flashmob zu einem selbst gedichteten Lied und damit endete der offizielle Teil und Boris & Christina ließen ihre Regentschaft mit Musik und Tanz ausklingen und wurden gegen 1:00 Uhr vom Musikverein Endorf zum Kanaldeckelwalzer aus der Schützenhalle begleitet.
Am Montagmorgen zogen wir dann pünktlich um 8:30 Uhr aus der Schützenhalle aus in Richtung Karweg zur Vogelstange. Wie immer begleitete uns die Frage, wer aus unseren Reihen der neue König werden würde. Schon beim Antreten werden die Schützenbrüder, nicht nur vom Vorstand, auf „ungewöhnliche“ Kleidung geprüft. Nicht selten lässt sich aus Hemd oder Poloshirt (also Oberteil MIT Kragen) ein Kandidat zu erkennen geben. So auch in diesem Jahr, aber seien wir ehrlich, im Vorfeld hatte Wilfried Hoff keiner auf dem Schirm. Unter der Vogelstange entwickelte sich, nach dem die Insignien Jäger sich zurückgezogen hatten, ein spannender und fairer Dreikampf zwischen Moritz Wiggeshoff, Wilfried Hoff und Sebastian Blome. Vor dem 84. Und damit finalen Schuss hatte Moritz den 82. Schuss abgegeben und der Vogel wackelte bedenklich. Kurzerhand ging er zu Wilfried, der eigentlich an der Reihe gewesen wäre, und fragte ihn, ob er wohl direkt nochmal schießen dürfe, da er sehr gerne Schützenkönig werden wolle. Wilfried, als fairer Sportsmann sagte ja, aber „Ernst Stavro Blofeld – der Reiher vom Rehberg“ hatte sich anscheinend entschieden erst bei Wilfried den Platz im Kugelfang zu räumen. Wie uns Wilfried später erzählte hatte er sich relativ spontan (und nicht zuletzt aufgrund des hartnäckigen Drängens durch seinen Sohn Maximilian) unter der Vogelstange entschieden mitzuschießen um seinen Jubiläen sprichwörtlich die Krone aufzusetzen. Denn, vor 50 Jahren ist er der Schützenbruderschaft beigetreten und genau Schützenfestmontag vor 30 Jahren, also am 22.07.1994, hat er auf unserem Schützenfest seine spätere Frau und Königin Maria kennengelernt. In einem Gespräch mit Sohn Maxi einige Tage vor unserem Schützenfest hat dieser zu ihm gesagt: „Papa, lass gehen, zwei tolle Jubiläen sind ein guter Grund, worauf willst Du noch warten?“
Wie auch schon im letzten Jahr schien die Königin in die Pläne nicht eingeweiht zu sein, denn Maria Hoff war unter der Vogelstange nicht dabei und wurde erst durch Sohn Maxi nach dem Schießen benachrichtigt und in die Schützenhalle begleitet. Beim Frühschoppen wurden Wilfried und Maria dann besonders von den Halleputzen- und Blumenmädchen kräftig gefeiert. Aber auch alle weiteren Gäste ließen sich von der Tanzmusik verführen und so wurde die Tanzfläche von 11:00 Uhr bis zur Pause um 14:00 Uhr nicht leer. Königspaar und Hofstaat immer mittendrin oder aber auf der Bühne um unseren Gästen einzuheizen. In der Pause von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr wurde die Halle dann vom Vorstand für den Abend gesäubert, draußen am Rondell aber durften unsere Gäste weiter feiern. Bei bestem Wetter holten wir das Königspaar mit Hofstaat zum großen Festzug ab und auch dieser konnte sich, trotz des langen Tages sehen lassen. Dem ein oder anderen Schützen war der Frühschoppen zwar anzumerken, aber wenn es darum geht, dass sich das Königspaar den vielen Gästen an der Straße präsentieren darf wissen sich alle zu benehmen. Unser Oberst Manfred Dünnebacke war auf jeden Fall stolz auf „seine“ Truppe. Besonders auf die Jungschützen, wie er nach dem Festzug anmerkte, denn diese hatten beim Frühschoppen einen neuen Rekord aufgestellt und bis zur Pause sage und schreibe 1.345 Glas Bier vertrunken. Im Anschluss an den Festzug folgte der Königs- und Kindertanz. Die Endorfer Musikern schafften es dann auch wieder schnell bei allen Anwesenden die evtl. aufkommende Müdigkeit in den Beinen zu vertreiben bis in die frühen Morgenstunden die Tanzfläche zu füllen. Mit dem musikalischen Auszug aus der Halle und dem traditionellen Kanaldeckelwalzer endete dann der aufregende Tag für Königspaar und Hofstaat beim Eier backen im „Schloss Hoff“.
„Worauf warten …“
… war also schon das Motto unserer letzten beiden Könige und im nächsten Jahr kann es auch zu Deinem/Euerem Motto werden, wir freuen uns schon darauf!
[i] [Der Ursprung der Farben schwarz-rot-gold liegt im Jahre 1848 in den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Sie stammen aus der Bekleidung des Lützowschen Freikorps. Diese Männer stammten aus allen Teilen Deutschlands und brachten höchst unterschiedliche Uniformen mit. Kurzerhand färbte man die unterschiedlichen Uniformen einfach schwarz ein. Hinzu kamen dann rote Schulteraufschläge und goldene Knöpfe. Schwarz ist in diesem Zusammenhang also der Zusammenfall aller Farben und wird hier zum Zeichen der Einheit.]